Comic Persiflagen

Als Kind habe ich die Geschichten der Entenhausener Familie Duck geradezu geliebt. Nicht die dünnen wöchentlichen Mickey Maus Hefte waren dabei von Interesse, sondern die dicken Taschenbücher, die damals alle vier Monate neu erschienen, die mussten es sein. Ich glaube, ich habe bei der hundertsten Ausgabe mit dem Sammeln, dem Lesen dieser aufgehört und erinnere mich eigentlich heute an keine dieser zahlreichen Geschichten mehr. Aber an all die Charaktere – die unvergessen bleiben!

Da ist zum einen Donald Duck, der ewige Verlierer, der große Tollpatsch, dem eigentlich nie etwas gelingt, wirklich kein Fettnäpfchen auslässt und dessen stetiges Ungeschick seine drei wohlwollenden Neffen Tick, Trick und Track immer wieder an den Rand der Verzweiflung treiben. Und zum anderen ist da eben Donalds Onkel Dagobert Duck, die reichste Ente der Welt. Er ist so unfassbar reich, das seine Hallen großen Tresore randvoll mit Goldtalern gefüllt sind und es allmorgendlich genießt, darin ein Bad zu nehmen. Egal welche neue Geschäftsidee Dagobert Duck in Angriff nimmt, alles wird zu Geld. Seine sprichwörtliche Geschäftigkeit in der Vermehrung seines eh schon unermesslichen Reichtums wird nur noch durch seinen hartherzigen Geiz übertroffen, unter dem nicht nur ganz Entenhausen, sondern natürlich auch Donald und seine drei Neffen zu leiden haben.

Nun in bizarren Zeiten wie diesen, in denen quasi Ausgangs/Kontaktsperre besteht, das öffentliche Leben im Grunde zum erliegen kommt, ist der notwendige Einkauf im Supermarkt eigentlich das einzige was an sinnvoller Tätigkeit verbleibt – und man kauft, wenn man sich schon einer Ansteckung aussetzt, mehr als man eigentlich braucht, also auf Vorrat. Man könnte es auch hamstern nennen. In manchen Ländern, die ja ebenso unter all diesen derzeitigen Einschränkungen leben müssen wie wir, ist es die Schokolade, Wein, Alkohol an sich, Zigaretten, aber auch Kondome, die ganz oben auf der Begehrlichkeitsliste der Zwangsisolierten stehen – hier zu Lande, im Land der Dichter und Denker, ist es das Klopapier. Warum auch immer – aber es ist eigentlich zum schießen komisch.

Seit Beginn der Krisen bedingten Beschränkungen gibt es also definitiv kein Klopapier mehr zu kaufen. Es ist einfach so verschwunden und die Regale der Supermärkte wurden seitdem auch mit keiner der uns bisher so Arsch vertrauten Marken neu aufgefüllt. Mit Glück erhaschte man mal ein Paket unbekannter Herkunft, mit teils dürftiger Qualität. Aber auch diese B-Ware an Klopapier war wieder allzu schnell vergriffen. Wo ist es also nun geblieben? Intensive Nachforschungen aller bekannter Nachrichtenorgane und Geheimdienste haben ergeben, dass die hemmungsloseste und kapitalistische Ente überhaupt den kompletten Markt bisher leer, bzw. aufgekauft hat: Dagobert Duck. Wir müssen uns also darauf einstellen, dass die Klopapier Preise, insbesondere für Markennamen, in den kommenden Wochen um ein vielfaches steigen werden. So ist das halt mit dem Entenhausener Kapitalismus. Seine neueste Idee, so munkelt man: Kein Rollenverkauf mehr im Supermarkt, sondern nur noch Blattweise. Na denn!

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